Egal ob etwa in Laibach in Slowenien, in Lyon in Frankreich oder in Bilbao in Spanien. In vielen städtischen Gebieten der Europäischen Union herrscht lange nicht mehr so ein buntes Treiben wie noch vor wenigen Jahren. Die Digitalisierung hat unser Einkaufsverhalten völlig verändert und Produkte des täglichen Lebens werden heute oftmals online gekauft. Den Kopf in den Sand zu stecken ist jedoch keine geeignete Strategie. Denn es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um dem Ladensterben in den Innenstädten den Kampf anzusagen.
Die Einkaufsstadt gilt als Auslaufmodell
Wer durch die Innenstädte Europas schlendert, kann oftmals viele Kundenstopper erkennen, mit denen die Kunden auf Preisaktionen in den Geschäften hingewiesen werden sollen. Kein Wunder, denn die Unternehmer kämpfen verzweifelt um ihre Käufer und sehen sich mit der Konkurrenz aus dem Internet und den Einkaufszentren am Stadtrand einer Übermacht ausgesetzt. Vielerorts gilt die belebte Innenstadt als Auslaufmodell. Es wird als Zeichen der Zeit gesehen, dass sich das Einkaufsgeschehen in den letzten Jahren verlagert hat. Ob das tatsächlich der Fall ist, liegt jedoch auch sehr oft in den Händen der Kommunen. Denn auch wenn es wie eine Schlacht von David gegen Goliath aussieht, wenn eine kleine Stadt gegen die Mächte der Globalisierung ankämpft, ist diese Mission keinesfalls aussichtlos.
Mit ein wenig Kreativität und gutem Willen lassen sich sogar bereits brachliegende Innenstädte zum Teil wieder revitalisieren. Ein Schlüsselelement dabei ist die Gestaltung des öffentlichen Raumes. Das Ziel muss es sein, den Einkauf von einem funktionalen Vorgang zu einem angenehmen Erlebnis aufzurüsten. Möglichkeiten dafür bieten sich zur Genüge. Vor allem regelmäßige Veranstaltungen wie Konzerte, Feste und Märkte locken die Besucher wieder in die Stadt. Eine wichtige Rolle spielt darüber hinaus die Gastronomie. Wenn es in den Innenstädten keine Möglichkeit gibt, sich auf eine gemütliche Tasse Kaffee oder ein Bierchen zu treffen, gibt es für viele keinen Grund, die Anreise in Kauf zu nehmen.
Die Anreize müssen aus der Politik kommen
Auch wenn es viele Eigeninitiativen der Gastronomen und Geschäftsbetreiber in den Städten gibt: Ganz ohne Zutun der Politik funktioniert der Kampf gegen das Ladensterben nicht. Gezielte Förderprogramme können dabei helfen, neue Unternehmer anzulocken, die abseits der großen Ketten für einen interessanten und vor allem unverwechselbaren Branchen- und Produktemix sorgen können. Wichtig ist, dass die Maßnahmen jedoch über Stückwerk hinausgehen. Eine Kommune sollte im Idealfall ein klares Leitbild und eine Zukunftsperspektive für die Innenstädte entwickeln und Ziele festlegen, anhand derer der Erfolg bei der Umsetzung messbar wird. Das funktioniert allerdings in den meisten Fällen nur dann, wenn alle Akteure von Beginn an eingebunden werden. Dazu zählen nicht nur die Ladenbesitzer, sondern auch die Inhaber der entsprechenden Immobilien und vor allem die Einwohner der Stadt.
Grundsätzlich kocht dabei zwar jede Stadt ihr eigenes Süppchen, dennoch funktioniert die Innenstadtbelebung nur dann, wenn es auch zu einer interkommunalen Zusammenarbeit kommt. Das Ziel muss es sein, im Rahmen einer übergeordneten Strategie nicht nur die eigene Gemeinde, sondern die komplette Region zu stärken. Ein oftmaliges Erfolgsrezept stellen hier Allianzen und Vereine dar. Werden diese nicht von selbst gebildet, kann eine Trägergesellschaft gegründet werden, die sich voll und ganz der Zusammenarbeit der Kommunen verschreibt. Ein Belebungsversuch muss nicht immer dauerhaft sein, sondern kann dabei auch temporär erfolgen. Das Motto zum Erfolg lautet in diesem Fall „Mut zum Experiment“ und das Zauberwort heißt „Zwischenlösung“. Leerstehende Geschäfte können als Ausstellungsraum für Kunstschaffende oder zur Verwendung als Pop-Up-Store genutzt werden. Alternativ bieten sie der örtlichen Startup-Szene eine gute und einfache Möglichkeit zur Leistungsschau.
Wie die Belebung funktionieren kann, hat beispielsweise der BWL-Professor Harald Ross in Wassenberg gezeigt. Mit einem innovativen Marketingkonzept hat er die Innenstadt im Jahr 2015 vor der kompletten Verödung bewahrt. Weil alle an einem Strang gezogen haben, freuen sich die Wasserberger nun wieder über pulsierendes Leben in ihrer Stadt.