Baubranche: Die neuen Herausforderungen

Bau- und Abrissabfälle stellen den größten Abfallstrom in der EU dar. Mit relativ stabilen Mengen, die im Laufe der Zeit produziert werden – und (scheinbar) hohen Verwertungsraten. Obwohl dies darauf hindeuten mag, dass der Bausektor sehr zirkulär wäre, zeigt die Prüfung der Praktiken der Abfallwirtschaft in diesem Bereich, dass die Rückgewinnung weitgehend auf Verfüllvorgängen und einer minderwertigen Rückgewinnung basiert, wie z. B. der Verwendung von recycelten Zuschlagstoffen in Straßenuntergründen. Es stellt sich also die Frage, wie kreislaufwirtschaftlich inspirierte Maßnahmen dazu beitragen können, abfallwirtschaftlich notwendige Ziele zu erreichen. Allem voran Abfallvermeidung und Erhöhung sowohl der Quantität als auch der Qualität des Recyclings bei gleichzeitiger Reduzierung gefährlicher Stoffe im Abfall.

Kreislaufwirtschaft ist das Ziel

Bauunternehmen, die in der EU und dort in unterschiedlichen Ländern unterwegs sind, müssen nicht nur nach europäischen Standards Baulöhne abrechnen. Auch in Puncto Recycling werden sie immer mehr in die Pflicht genommen. Bauschutt ist gemessen an der Masse der größte Abfallstrom in der EU. Regelmäßig fallen über 350 Millionen Tonnen jährlich an. Die Daten zur Erhebung dieser Zahl sind zwar nicht unbedingt über jeden Zweifel erhaben, zeigen jedoch, dass sie in den letzten Jahren auf europäischer Ebene relativ stabil waren. Eine der größten Herausforderungen der europäischen Baubranche besteht nun darin, Recycling Prozesse zu optimieren und sich dem Wesen der Kreislaufwirtschaft anzunähern. Eine Kreislaufwirtschaft stellt eine grundlegende Alternative zum linearen Wirtschaftsmodell (Rohstoffgewinnung → Herstellung → Nutzung → Entsorgung) dar, das immer noch vorherrscht. Dieses lineare Modell basiert auf der Annahme, dass natürliche Ressourcen verfügbar, reichlich vorhanden, leicht zu beschaffen und billig zu entsorgen sind.

Das lineare Modell ist jedoch nicht nachhaltig, da sich die Welt an immer mehr Fronten auf planetarische Grenzen zubewegt (und diese in einigen Fällen bereits überschreitet). Die Kreislaufwirtschaft ist restaurativer Natur und zielt darauf ab, den Nutzen von Produkten, Komponenten und Materialien so lange wie möglich zu bewahren und gleichzeitig ihren Wert zu erhalten. Auf diese Weise wird der Bedarf an neuen Verbrauchsmaterialien und Energie minimiert und gleichzeitig die Umweltbelastungen im Zusammenhang mit der Ressourcengewinnung, den Emissionen und der Abfallbewirtschaftung verringert. Dies geht über Abfall hinaus und erfordert, dass natürliche Ressourcen während ihres gesamten Lebenszyklus effizient und nachhaltig bewirtschaftet werden.

Recycling muss wirtschaftlich werden

Vielen EU-Ländern ist es gelungen, Märkte für zurückgewonnene Bau-Materialien zu etablieren. Dies könnte (optimistisch betrachtet) darauf hindeuten, dass der europäische Bausektor in hohem Maße zirkulär ist, da es ihm gelingt, große Mengen seiner Abfälle wieder in die Wirtschaft einzuführen, indem er Entsorgungsmöglichkeiten wie Verbrennung und Deponierung zunehmend vermeidet. Doch aufgrund der baulichen Praktiken in der Vergangenheit und der fehlenden Erzeugung relativ sortenreiner Materialien während des Abrisses sind die Materialströme aus Abbruch- und Renovierungsarbeiten derzeit jedoch nur unzureichend für die Wiederverwendung oder das Recycling im geschlossenen Kreislauf geeignet. Dies behindert die vollständige Umsetzung der Ziele der Kreislaufwirtschaft, da die Wirtschaftlichkeit bereits im Kern sabotiert wird.

Tatsächlich zeigt eine genauere Untersuchung der Daten, dass die hohe Recycling Ausbeute von Bauschutt zu einem großen Teil auf Verfüllung oder auf einer ökonomisch minderwertigen Wiederverwertung beruht, z. B. durch die Verwendung von recycelten Zuschlagstoffen aus dem mineralischen Teil von Bauschutt – bei Anwendungen wie Straßenuntergründen. Daher wird der inhärente Wert der Materialien, aus denen der Bauschutt besteht, untergraben. Da er nur als billiges Füllmaterial wieder eingeführt wird. Qualitative Aspekte des Recyclings werden somit nicht systematisch gewahrt und das Recycling wird folglich nicht in geschlossenen Kreisläufen durchgeführt. Letzteres würden dazu beitragen, den Wert der recycelten Materialien zu erhalten. Im Kern liegt hier eine ähnlich Problematik wie beim Batterie Recycling vor, dessen vermeintlich hohe Recyclingraten im Wesentlichen durch die dessen einfachste Materialien getragen werden.

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